Wie du warst

Hannes Ross und Helene Lenz, er ein in Trier geborener, inzwischen in New York lebender Künstler, sie seine ehemalige Physiklehrerin, die nie aus Trier weggekommen ist, haben einen Sommer lang eine niemals für möglich gehaltene Liebesgeschichte – die am Ende des Sommers für immer vorbei sein soll. Aber was heißt schon „für immer“…

Ein Roman über die Liebe – und über die Eigenwilligkeit von Zeit.

Eine Seite aus „Wie du warst“:

Helene, ich kann einfach aufhören, mich zu fragen, ob ich nicht im falschen Leben stecke. Wenn das mit dir so gut war, und dabei jenseits von allem, was ich vorher wollte, dann ist doch die Frage, warum ich überhaupt in mein altes Leben zurückgegangen bin. Mein altes Leben, das jetzt so oder so weg ist. Keine fancy Dinner, keine Vernissagen, keine Podien. Auf meiner Terrasse spiele ich alleine Reise nach Jerusalem.
Im Prinzip führe ich jetzt unser gemeinsames Leben, das Leben, das wir in unserem kleinen, geheimen Beziehungskokon einen Sommer lang hatten – nur ohne dich. Wären wir beide jetzt zusammen in dem Schlamassel, würden wir Sex haben.
Alles, was ich nie aufgeben wollte, wofür ich dich aufgegeben habe, hat sich erledigt. Mir bleibt nichts, während du deine Ehe in deinem Reihenhaus, dein Leben, vermutlich einfach weiterführst. Als wäre nichts.
Als wäre nichts gewesen.
Aber es ist gewesen. Ich weiß, dass es drei Monate waren, einen Sommer lang, Juli, August, September, vor fast drei Jahren, und doch war es, das mit uns,  schon immer aus der Zeit gefallen.
Und jetzt fällt alles aus der Zeit.
Du hast es schon gemerkt: Ich habe ein paar Drinks intus. Und wäre das hier wirklich ein Brief, auf Papier, würde ich ihn vermutlich nicht abschicken. Ich würde wohl entscheiden, ihn besser nicht abzuschicken. So, wie ich ihn eben gar nicht erst schreibe. Konsequent inkonsequent, würdest du sagen.
Hätten wir das gewusst, wir zwei, am Ende unseres Sommers, dann hätten wir uns doch zusammen irgendwo eingeschlossen. Du und ich.
Das hier wäre unsere Rettung gewesen.