ROSA

Rot wie Stillstand, weiß wie ein unbeschriebenes Blatt.
Aber Rosa ist eben nur eine Farbe.
Und ein Name.
Und ein Roman. Über Frauen, die verlassen.

Eine Seite aus ROSA:

Hätte sie nicht einen Scheiß auf die Frau hinter der Wursttheke geben sollen, die jetzt wahrscheinlich glücklich mit ihrer wahrscheinlich gerade mal ausreichenden Wurstverkäuferinnenrente in ihrer wahrscheinlich Messie-Wohnung saß mit wahrscheinlich mindestens zehn stinkenden Katzen und Quizshows guckte oder Sozialpornos über Leute, die es noch weniger auf die Reihe bekamen?
War es das wert gewesen?
Die Frau wusste ja nichtmal, dass sie, Rosa, ihretwegen alles hingeschmissen hatte. Dass sie als Erstes den Bierschinken mitsamt der zartgrünen Plastikdose in den Müll geworfen hatte, was aber zu nichts gut gewesen war.
Alles, inklusive dessen, was erst kommt, wenn man es begriffen hat, ist eine einzige Lüge von Leuten, die diese Lügen brauchen. Von diesen ganzen verlogenen Leuten.
Die hässliche Wurstverkäuferin mit den gar nicht mal so hässlichen Händen, mit denen sie die Bierschinkenscheiben perfekt auf dem Wurstpapier angeordnet hatte, war in gewisser Weise als einzige ehrlich gewesen zu Rosa – solange sie nichts gesagt hatte und vor allem nicht gelächelt hatte.
In Rosas Schoß lagen ihre Hände untätig herum. Knochig und fleckig, wie sie waren. Altersflecken, was für ein Wort.
Sie ist wirklich dünn geworden. Überall. Sie bräuchte neue Büstenhalter, denn die, die sie hatte, machten Falten. Zu viel Stoff für zu wenig Brust. Aber wozu Büstenhalter? Meistens kam sie über das Stadium im Bademantel nicht hinaus. Sie wusch sich jeden Morgen, das schon, und benutzte den Deoroller. Auch so ein Wort.
Aber wen interessierte, ob ihre Brüste hingen.